Aktueller Status
Der Turm wurde errichtet und eingeweiht! Die Initiative Historischer Kirchturm hat sich aufgelöst, nachdem die Große  Aufgabe geschafft ist
Spendenstand Die Finanzierung des Kirchturms ist abgeschlossen

 

Die Michaelskirche heute und gesternSie ist eine alte Chorturmkirche, eine Bauform, die früher in der Ortenau weit verbreitet war. Der Turm und die ehemalige katholische Sakristei (auf der Nordseite der Kirche, zum kath. Pfarrhaus hin) sind noch aus dieser Zeit erhalten. Beide zeigen ein Kreuzrippgewölbe als Decke. Wie die meisten alten Kirchen ist sie geostet, das heißt nach Osten, dem Aufgang der Sonne zu ausgerichtet: die aufgehende Sonne ist das Symbol des wiederkommenden Christus. Die Gottesdienst feiernde Gemeinde schaut also dem Herrn Jesus Christus entgegen.

(An alten Kirchen kann man so in aller Regel die genauen Himmelsrichtungen ablesen!)


Über die Jahrhunderte hinweg hatte die Kirche als Patron den heiligen Abt Gallus (Gründer von St. Gallen in der Schweiz). Über mehr als vier Jahrzehnte (ca 1580 bis 1623/29) war Ottenheim rein evangelisch, also auch die Kirche. Die Herrschaft Mahlberg war ein Kondominium mit der (evangelischen) Herrschaft Lahr (Nassau-Saarwerden) eingegangen. (Die Gegenwart lässt grüßen: Verwaltungsreformen und Gemeindezusammenlegungen gab es also auch vor über 400 Jahren.) Die Lahrer Beamten setzten nun einfach auf die bisher katholischen Pfarrstellen einen evangelischen Prediger, sobald der katholische Amtsinhaber verstarb. So wurde die katholische Herrschaft Mahlberg "auf kaltem Weg" reformiert, obwohl der Souverän weiterhin der katholische Markgraf von Baden-Baden war (was eigentlich ein Verstoß gegen den Augsburger Religionsfrieden war: cuius regio, eius religio: der Herrscher bestimmt die Konfession seiner Untertanen). Der Markgraf protestierte schließlich dagegen und die Einführung der Reformation wurde durch die Auflösung des Kondominiums wieder rückgängig gemacht. Alle Einwohner hätten eigentlich katholisch werden müssen, was sich aber im Lauf des 30-jährigen Krieges nicht durchsetzen ließ. Und danach hatte sich in den meisten Dörfern der Herrschaft der "gemischte Zustand" gefestigt. Jedenfalls der Pfarrer und andere evangelische Beamte wurden ihres hiesigen Amtes enthoben und mussten innerhalb 4 Wochen wegziehen. Für ca. 150 Jahre war für fast die ganze Herrschaft Mahlberg auf evangelischer Seite der Pfarrer von Kippenheim zuständig, der vierteljährlich hier Sonntagsgottesdienste hielt. Meist wurden diese Gottesdienste wohl von seinen (bis zu 4) "auslaufenden" Vikaren besorgt. Allerdings durften die Evangelischen den Chorraum (Altarraum) nicht benutzen. Sie mussten einen beweglichen Altar bei den ersten Bänken aufstellen. Das blieb auch so, als in Folge des Erbganges im Hause Baden unser Raum um 1770 an das evangelische Haus Baden-Durlach fiel und nach und nach in allen Orten auch wieder evangelische Pfarrer angestellt wurden. Zeitweise war sogar ein Gitter zwischen dem Kirchenschiff und dem Chor, damit ja keine "Grenzüberschreitungen" vorkamen. Es war also kein gleichberechtigtes Simultaneum (wie zum Beispiel 1830-1962 in Kürzell oder auch in Ichenheim), sondern die evangelische Gemeinde war in der -vom rechtlichen Standpunkt her gesehen- katholischen Kirche gewissermaßen "geduldet" und hatte fast immer auch erst als zweite den Gottesdienst zu halten.

1769/71 wurde die Kirche grundlegend erneuert, es blieb der alte gotische Turm stehen und an der Stelle des gotischen Langhauses wurde eine barocke Kirche angebaut, die länger und breiter ist als ihr Vorgängerbau. Eine Darstellung des alten Zustandes vor 1769 (schon mit dem hohen spitzen Turm) findet sich auf dem ehemaligen Hochaltarbild in der katholischen Kirche. Diese barocke Kirche war ausgestattet mit Bildern und Fresken des Malers Morath, der auch die Kirche in Ettenheimmünster ausgemalt hat. Die ganz und gar "katholische" Ausstattung der Kirche weist auf die "untergeordnete", "geduldete" Rolle der evangelischen Kirchengemeinde hin. Auf den Deckenfresken waren Bilder vom Leben des seligen Markgrafen Bernhard von Baden dargestellt, dessen Seligsprechung wenige Jahre vor dem Umbau der Kirche erfolgt war. Die Deckengemälde wurden durch den Beschuss und den darauf folgenden Brand am 12.2.1945 zerstört. Die Altarbilder Moraths sind in der katholischen Kirche heute noch erhalten, gerettet durch den damaligen katholischen Pfarrer Rudolf Kunz. (Über ihn hörte ich noch, dass er "sogar mit Evangelischen gesprochen hat". Er stammte aus Friesenheim, kannte also die ökumenischen Verhältnisse in der alten Herrschaft Mahlberg von Kindheit an. Er starb 1967 als Pfarrer in Steinbach, heute Stadtteil von Baden-Baden)

Nach dem Brand und der Zerstörung der Kirche 1945 wurde das Simultaneum vertraglich aufgelöst. Die evangelische Kirchengemeinde, die schon Baupläne für eine eigene Kirche gemacht hatte (auf dem Platz des heutigen evangelischen Kindergartens), übernahm die Ruine und baute sie neu aus zur heutigen Michaelskirche. Die katholische Gemeinde baute zunächst die Notkirche (schon eingeweiht am 13.5.1946!!) und später die Kirche zum Altarsakrament (Grundsteinlegung Fronleichnam 1966)